Das Schaulager präsentiert erstmals das gesamte Drawing Restraint Archive der Öffentlichkeit. Das Archiv wird zum Ausgangspunkt einer bedeutend weiter gefassten Ausstellung mit zusätzlichen Leihgaben sowie Kunstwerken aus dem 16. und frühen 17. Jahrhundert: Matthew Barneys Arbeiten stehen im Dialog mit Bildern, Stichen und Zeichnungen von Martin Schongauer, Albrecht Dürer, Hans Baldung gen. Grien, Lucas Cranach d. Ä. und weiteren mehr.
Matthew Barney ist einer der vielseitigsten Künstler seiner Generation. Sein künstlerisches Schaffen verbindet in all seinen Ausprägungen das Bestreben, inneren Zuständen verbindliche Gestalt zu verleihen. Die mehrteiligen Werkserien bezeichnet Barney als «Meditationen über den schöpferischen Prozess».
Die bereits 1988 begonnene Drawing Restraint-Reihe ist eine bisher 16-teilige Serie von Performances. Die künstlerischen Aktionen waren zunächst so angelegt, dass Matthew Barney in einem Environment von selbstauferlegten physischen und psychischen Widerständen zeichnerische Markierungen zu setzen suchte. Die akkurat choreographierten Performances kreisen um Aspekte wie Kraftanstrengung, Überwindung von Widerständen, Aufstieg und Fall und experimentieren mit dem Körper und seinen Grenzen. In der weiteren Entwicklung der Serie wurden die Performances zunehmend ausgefeilter und die Erzählungen allegorischer. Jede der Aktionen wurde auf Video oder als Film dokumentiert.
Das sogenannte «Drawing Restraint Archive umschliesst Skulpturen, Schauvitrinen, Videos und Zeichnungen, die als «sekundäre Formen» bestimmte Aspekte der Aktionen verfestigen. Die Objekte sind nie zufällig, sondern immer mit grossem Bedacht ausgewählt, produziert und arrangiert. Das Drawing Restraint Archiv» wird im Schaulager zusammen mit vier monumentalen Skulpturen Matthew Barneys präsentiert. Ihnen gegenübergestellt werden ausgesuchte Bilder und Papierarbeiten christlicher Ikonographie der nördlichen Renaissance.
Der Dialog von Werken der Alten Meister mit Matthew Barneys Arbeiten führt zwei Traditionen zusammen, die durch Ikonographie und Glaubenssysteme eines halben Jahrtausends ge trennt sind. Es geht aber nicht darum, eine Parallele zwischen der irdischen und der religiösen Bildtradition zu ziehen. Die Anordnung versteht sich vielmehr als Versuch, latente Bedeutungsinhalte im Werk von Matthew Barney sichtbar zu machen.
Im Rahmen der Ausstellung, die nur im Schaulager zu sehen ist, werden zwei neue Arbeiten von Matthew Barney der Öffentlichkeit vorgestellt: Drawing Restraint 17 und Drawing Restraint 18, die im Mai 2010 im Schaulager geschaffen werden.