Im Untergeschoss des Schaulagers befinden sich der monumentale Rattenkönig (1993) von Katharina Fritsch (*1956) und die aufwendige Rauminstallation Untitled (1995–1997) von Robert Gober (*1954). Dem Bauplan fürs Schaulager wurden von Beginn an und in enger Zusammenarbeit mit den Künstlern zwei grosse Räume für diese Werke eingeschrieben. Als permanente Installationen der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung sind diese Werke hier sowohl gelagert als auch während der Ausstellungen des Schaulagers für die Öffentlichkeit sichtbar. Mit diesem Entscheid sicherte das Schaulager die Zugänglichkeit zweier komplexer Kunstwerke, die aufgrund ihrer Dimensionen normalerweise kaum in Ausstellungen integriert werden können.
Katharina Fritsch, Rattenkönig (1993)
Der Rattenkönig der Bildhauerin Katharina Fritsch besteht aus 16 identischen, pechschwarzen Ratten, die Seite an Seite auf ihren Hinterbeinen sitzen. Die Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, die Vorderpfoten angezogen, sind sie im Kreis angeordnet. Ihre Körper überragen den Besucher um gut das Doppelte. Nähert man sich dem dichten Ring, erhascht man zwischen den massigen Körpern hindurch einen Blick in die Mitte, wo sich die Schwänze der Nager zu einem riesigen, wohlgeordneten Knoten formieren. Die Körperhaltung der Tiere signalisiert Angriffslust, doch wird der Impuls durch die Einheit, die sie bilden, blockiert. Der unbewegliche schwere Knoten bleibt das von den Ratten umringte und bewachte Zentrum.
Die Idee zum Rattenkönig entwickelte Fritsch 1989, während einer Reise nach New York. Die Künstlerin war von der Stadt mit ihren Formationen aus Wolkenkratzern und tiefen Abgründen überwältigt. Das Motiv des Rattenkönigs nimmt ein sehr seltenes, allerdings bis heute nicht eindeutig belegtes Naturphänomen auf, bei dem sich die Schwänze junger Ratten im Nest so verknoten sollen, dass sich die Tiere nicht mehr befreien können. Seit dem Mittelalter gibt es Berichte über gesichtete Rattenkönige, die als unheilvolle Vorboten der Pest galten. In Fritschs Werk versinnbildlicht Rattenkönig die Grossstadt New York als Moloch und knüpft zugleich an die deutsche Sagenwelt an.
Nach der einjährigen Ausstellung in der Dia Art Foundation in New York zeigte Fritsch die monumentale Skulptur auch an der Biennale Lyon 1997 sowie an der 48. Biennale Venedig 1999. Nach Ankauf des Werks durch die Emanuel Hoffmann-Stiftung im selben Jahr und der Errichtung des Schaulagers ergab sich schliesslich die Möglichkeit zu ihrer permanenten Installation in Basel.
Robert Gober, Untitled (1995–1997)
Die inhaltlich und technisch hochkomplexe Installation von Robert Gober Untitled wird durch übers Kreuz angeordnete Objekte strukturiert. In der Mitte des Raums erhebt sich eine in Beton gegossene Skulptur der Jungfrau Maria mit ausgebreiteten Armen. Ein monumentales Entwässerungsrohr durchbohrt ihren Unterleib. Die Öffnung des Rohrs leitet den Blick auf die dahinterliegende, nach oben führende Zedernholztreppe, über deren Stufen unaufhörlich Wasser herabströmt, sich auf dem Boden ausbreitet und durch einen Abwasserschacht abfliesst. Das Rauschen des Wassers – das prägnanteste Element von Untitled – ist schon von Weitem zu hören. Auch die Madonnenfigur steht auf einem überdimensionierten Abwasserrost aus Bronze. Durch einen Schacht fällt der Blick auf ein darunterliegendes Gezeitenbecken, das eine naturalistische Meereslandschaft mit Seegras, Muscheln, Seesternen und Krebsen sowie übergrossen US-amerikanischen Münzen preisgibt. Zu beiden Seiten der Madonnenfigur stehen zwei offene Lederkoffer. Ihre Böden bergen ebenfalls je ein über einem Schacht liegendes Abwassergitter, und erneut fällt der Blick auf die sich leicht kräuselnde Wasseroberfläche. Hier fallen die im Wasser stehenden Füsse und Unterschenkel eines Mannes auf, der einen gewickelten Säugling vor sich herträgt.
Die Skulpturen, die Bedeutung des Wassers als lebensspendende Kraft und allgegenwärtiges Element sowie die kreuzförmig ausgelegte Grundstruktur erzeugen den sakralen Charakter der visuell und auditiv vielseitig aufgeladenen Installation. Christliche Symbolik und das Thema des Glaubens werden auf irritierende Art und Weise angedeutet. Die Suche nach abschliessender Bedeutung führt die Besucher jedoch ins Leere wie der Blick die Treppe hinauf zur unbekannten Quelle des Wassers.
Ursprünglich war Untitled von Robert Gober als ortsspezifische Installation für eine temporäre Ausstellung im Museum of Contemporary Art in Los Angeles geschaffen. Nach Abbau der Schau ging das Werk 1999 in die Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung ein.
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