Sie scheppern, knirschen, dröhnen und rattern: Jean Tinguelys kolossale Klangskulpturen, die Méta-Harmonien, gelten als Schlüsselwerke des Schweizer Künstlers. Eine der insgesamt vier aus Fundstücken vom Schrottplatz und weiteren kuriosen Gegenständen konstruierten Klangskulpturen, die Méta‑Harmonie II von 1979, ist Teil der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung. Nach 38 Jahren Laufzeit, zuerst im Kunstmuseum Basel, später als Dauerleihgabe im Museum Tinguely, musste die «Ton-Mischmaschine», wie der Künstler sie nennt, abgestellt werden: Zu viele mechanische Teile waren stark abgenutzt, die eingebauten Instrumente – Klavier, Melodika, Keyboard – teils verstummt.
Das Restauratoren-Team des Schaulagers unter der Leitung von Marcus Broecker und Carole Maître hat die kinetische Skulptur zusammen mit Jean-Marc Gaillard – ehemaliger Mitarbeiter des Künstlers und Restaurator am Museum Tinguely – umfassend restauriert. Das Team hat in Archiven recherchiert und historische Aufnahmen des Werks analysiert, ehemalige Freunde Jean Tinguelys befragt und Expertinnen und Experten aus Kunst- und Musikwissenschaft wie auch aus der Materialtechnologie beigezogen. Ziel des über ein Jahr dauernden Projekts war es, die klangliche Vielfalt und damit die ursprüngliche Ausstrahlungskraft des Werks wiederherzustellen. Ab dem 24. November 2018 ist die Méta‑Harmonie II wieder im Museum Tinguely ausgestellt und das Museumspublikum kann beim Lauschen und Bestaunen erleben, mit welcher Virtuosität Jean Tinguely das Moment der Bewegung akustisch und visuell als Material für seine Kunst genutzt hat.