Stein um Stein hat David Claerbout das martialische Olympia-Stadion in Berlin am Computer digital rekonstruiert. Seit März 2016 gibt der belgische Künstler den Monumentalbau in Echtzeit dem Zerfall preis. Er hat einen Alterungsprozess berechnet, der auf die kommenden tausend Jahre angelegt ist. Diese zeitliche Dimension des Projekts – ein Millennium Laufzeit! – übersteigt den menschlichen Zeithorizont bei Weitem.
David Claerbouts Installation Olympia ist eine Reflexion über Zeit und Wahrnehmung. Auf den zwei Projektionen wird das gleichmütige Fliessen der Zeit ohne Filmschnitt erfahrbar. Vordergründig passiert eigentlich nichts, höchstens eine subtile Veränderung des Gebäudes und der Umwelt. Diese wird vom realen Wetter in Berlin bestimmt: David Claerbout bezieht fortlaufend aktuelle Wetterdaten und den Sonnenstand in sein digital berechnetes Stadion mit ein.
Erbaut wurde das Original im Dritten Reich mit seinem tausendjährigen Herrschaftsanpruch. So versteht David Claerbout seine Installation Olympia auch als einen Versuch, den zeitlichen Verfall eines ideologischen Konstrukts der biologischen Zeit der Natur und der Lebenserwartung eines Menschen gegenüber zu stellen.