Der Rattenkönig der Bildhauerin Katharina Fritsch besteht aus 16 identischen, pechschwarzen Ratten, die Seite an Seite auf ihren Hinterbeinen sitzen. Die Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, die Vorderpfoten angezogen, sind sie im Kreis angeordnet. Ihre Körper überragen den Besucher um gut das Doppelte. Nähert man sich dem dichten Ring, erhascht man zwischen den massigen Körpern hindurch einen Blick in die Mitte, wo sich die Schwänze der Nager zu einem riesigen, wohlgeordneten Knoten formieren. Die Körperhaltung der Tiere signalisiert Angriffslust, doch wird der Impuls durch die Einheit, die sie bilden, blockiert. Der unbewegliche schwere Knoten bleibt das von den Ratten umringte und bewachte Zentrum.
Die Idee zum Rattenkönig entwickelte Fritsch 1989, während einer Reise nach New York. Die Künstlerin war von der Stadt mit ihren Formationen aus Wolkenkratzern und tiefen Abgründen überwältigt. Das Motiv des Rattenkönigs nimmt ein sehr seltenes, allerdings bis heute nicht eindeutig belegtes Naturphänomen auf, bei dem sich die Schwänze junger Ratten im Nest so verknoten sollen, dass sich die Tiere nicht mehr befreien können. Seit dem Mittelalter gibt es Berichte über gesichtete Rattenkönige, die als unheilvolle Vorboten der Pest galten. In Fritschs Werk versinnbildlicht Rattenkönig die Grossstadt New York als Moloch und knüpft zugleich an die deutsche Sagenwelt an.
Nach der einjährigen Ausstellung in der Dia Art Foundation in New York zeigte Fritsch die monumentale Skulptur auch an der Biennale Lyon 1997 sowie an der 48. Biennale Venedig 1999. Nach Ankauf des Werks durch die Emanuel Hoffmann-Stiftung im selben Jahr und der Errichtung des Schaulagers ergab sich schliesslich die Möglichkeit zu ihrer permanenten Installation in Basel.