Viele Werke von Steve McQueen verbreiten starke Impulse für Bewegung, Richtung und Position des Betrachters im Raum. Diesem Sog ist man beim Zuschauen unweigerlich ausgesetzt und man wird von einer Dynamik mitgezogen, wie es die Radialkraft von Static gleich zu Beginn der Ausstellung verspüren lässt: Die auf eine frei hängende Leinwand projizierten Bilder der Freiheitsstatue, welche von der Kamera umkreist wird, wirken sich als Drall auf die eigene Gangart aus. Man schreitet um diese doppelt skulpturale Arbeit herum, um in den abgedunkelten Ausstellungsbereich zu treten. Dieser direkte Anstoss zur Bewegung ist schon in Steve McQueens frühsten Filmen Bear, Five Easy Pieces und Just Above My Head angelegt. Sie werden erstmals nicht einzeln in abgeschlossenen Räumen präsentiert, sondern sind gleichzeitig mitten auf dem zentralen Platz der Kinostadt zu erleben. Ihre plastische und in den Raum greifende Wirkung wird durch die auf Mehransichtigkeit angelegte Präsentationsweise noch verstärkt. Ergänzend gesellen sich zu den skulpturalen Parametern Körper, Volumen und Statik die filmischen Faktoren Zeit und Bewegung. Der Zweikampf Bear ist ein zirkuläres Spiel mit Nähe und Distanz, Wucht und Zurückhaltung. Five Easy Pieces hingegen orientiert sich mit den streng komponierten Bildern von unterschiedlichen kurzen Handlungen entlang der vertikalen und der horizontalen Achse. Just Above My Head, worin der Kopf des Künstlers im Bildfeld marginalisiert wird, greift diese formalistische Ästhetik auf und leitet über zur unmittelbar danach entstandenen Hommage an Buster Keaton in Deadpan. In beiden Werken ist es die spürbare Position der Kamera, die das Werk formt und rahmt, wobei der Körper des Künstlers performancehaft in Erscheinung tritt. Während der Künstler sich in Just Above My Head am Rande des Bildfelds bewegt und beinahe aus dem Format ins hors champ fällt, steht er in Deadpan still und der Rahmen des fallenden Hauses bricht scheinbar von aussen auf ihn herein.
I like the film to be like a wet piece of soap –
it slips out of your grasp. You have to
physically move around, you have to readjust
your position in relation to it, so that it dictates
to you rather than you to it.
Steve McQueen
In Drumroll wird die experimentelle Kameraführung nochmals zugespitzt. Indem Steve McQueen drei Kameras in einer Öltonne befestigte und diese durch die Strassen von New York rollte, baute er einen Mechanismus zur automatischen Bildfindung. Klang und Bild legen hier die Direktheit des Produktionsprozesses offen: Es wird buchstäblich ein Film gedreht.
Das so entstandene, in drei Richtungen drehende Triptychon entkoppelt den Betrachter komplett von der Kameraposition. Man kann sich angesichts dieser wirbelnden Bilder nicht mehr verorten, die Welt wird so gezeigt, wie nur die Kamera sie sehen kann. In der Videoinstallation Pursuit schliesslich ist der Raum durch die verspiegelten Wände vermeintlich vollends aufgelöst, in der Vervielfachung der Projektion, die nur noch aus reflektiertem Licht besteht, verliert der Betrachter jeden Anhaltspunkt.