Einer weichen Textur entlang folgt unser Blick dem Eindruck von wachsenden Pflanzen, von geheimnisvollen Galaxien oder Blattwerk, das sich kreisend auf grünlichem Gewässer verteilt. Die Muster von Thomas Ruffs Wandbehängen haben eines gemeinsam. Sie zeigen Fraktale – Strukturen, deren innere, mathematische Gesetzmässigkeit zu digital erzeugten Blüten-, Stern- und Schneckenformen auswachsen können, die aber auch in der Natur vorkommen, etwa in Aufbau und Erscheinung von Farnen, Kristallen oder Kohlgemüse wie Blumenkohl und Romanesco. Fraktale zeichnen sich durch eine mitunter bis ins Unendliche verkleinerte Wiederholung der eigenen Form aus, auch Selbstähnlichkeit genannt.
Immer wieder hat sich Thomas Ruff bildgenerierende Werkzeuge angeeignet und Fotografie untersucht als Stimulus für unser Menschen- und Weltbild. Mit einer Fraktalsoftware erkundete er ein grenzenloses, bildnerisches Universum und generiert Renderings, die den Begriff von Natur auf die Probe stellen. Mit dem Bedrucken von Veloursteppichen betritt der Künstler Neuland. Als Farbabzug auf Kodak-Papier wirkte die opulente Pracht seiner Bildfindungen flach und belanglos, während der Teppich dank neuen technologischen Möglichkeiten auch die Anforderung an Tiefe und Farbbrillanz erfüllen kann. So entstanden Hybride zwischen Renderings, Fotokunst, Malerei und Objekt.
Der Titel d.o.pe. ist eine Referenz ans autobiografische Buch The Doors of Perception (1954), in dem Aldous Huxley seine Erfahrungen mit der halluzinogenen Droge Meskalin schilderte. Das Buch hatte die Hippie-Bewegung inspiriert, die auch Thomas Ruffs Jugenderinnerungen prägte. Ruffs Faszination für die Schönheit von mathematischen Phänomenen entsprungen, tragen die Werke aus seiner d.o.pe.-Serie verführerisch den Sog beweglicher Farben und Formen vor.
Thomas Ruff (*1958 Zell am Harmersbach, Deutschland) erforscht mit Fotografie Wahrnehmung, Imagination und deren Grenzen. Von der analogen Fotografie über die Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung bis hin zu komplett computersimulierten Bildern, setzt sich Ruff immer wieder mit neuen technologischen Mitteln auseinander. Thomas Ruff lebt und arbeitet in Düsseldorf.