Körperlich anstrengende, sich wiederholende Aufgaben werden immer wieder als Antrieb und Kern von Klara Lidéns Schaffen sichtbar. In ihrem 4-minütigen Video begleiten wir die Künstlerin auf ihrer Kletterpartie an einem Baugerüst. You’re all places that leave me breathless wird im Hochformat abgespielt, die Kamera selbst dreht sich mit der Künstlerin, je nachdem, ob diese sich seitwärts, auf- oder abwärts bewegt; die Gesetze der Schwerkraft scheinen für diesen Körper ausser Kraft, er selbst wird zum Gravitations- und Rotationszentrum. Das verwirrende Kippmoment macht Orientierung im Raum fast unmöglich. Lidén führt die Bewegungen sichtbar beherrscht und mit grosser Konzentration aus – zu beobachten ist eine monotone Handlung ohne vordergründigen Zweck, eine Bewegung ohne Richtung.

Lidéns künstlerische Herangehensweise offenbart eine Nähe zum amerikanischen Künstler Bruce Nauman, der in den 1960er-Jahren in seinem Atelier Übungen und repetitive Handlungsabläufe aufzeichnete. Lidéns ‹Atelier› ist der öffentliche urbane Raum. Aufgenommen wurde das Video an der Skalitzer Strasse in Berlin. Dort kletterte Lidén unterhalb der Hochbahn der U1, eine der ältesten U-Bahn-Strecken Deutschlands. Der Titel der Arbeit entstammt einer Songzeile aus dem Musical Royal Wedding (1951), vorgetragen vom Hollywood-Star Fred Astaire, während er in einer seiner bekanntesten Solo-Nummern leichtfüssig über Wände und Decke eines Raumes tanzt. Die Szene beruht auf einem Trick: Gefilmt wurde Astaire in einem rotierenden Käfig mit einer fixierten Kamera. Die sich für den Tänzer verändernde Schwerkraft glich dieser mit seinen Bewegungen aus, sodass für die Betrachterinnen und Betrachter der Eindruck entsteht, Astaire gehe schwerelos die Wände hoch.