Von Dellen gezeichnet, steckt ein grosser beigefarbener, eingerammter Kubus zwischen zwei Wänden der Ausstellungsarchitektur fest; als wäre er von Riesenhand dorthin geschleudert worden. Technisch handelt es sich bei diesem scheinbaren ‹Wurf› um die enorme Vergrösserung eines intakten Würfels aus Papier. Rasch und wie beiläufig hatte die Künstlerin das Objekt eingedrückt. Sie liess das verformte Vorbild in einen präzis konstruierten Kubus aus 1 mm starkem Stahlblech übersetzen und mit einem schweren Metallobjekt malträtieren, bis es die gewünscht lädierte Form annahm, aufmerksam von ihr gelenkt und überwacht. Der scheinbare Zufall ist gezielt vorbereitet, der aggressive Impuls kontrolliert eingefroren. Als vereinfachte Form eines Hauses ist der Kubus – der zur Ecke eine verborgene Türöffnung aufweist – für die Künstlerin ein mentaler Ort und als solcher auch Metapher: Die Deformationen stehen für die schöpferische Zerstörung, d.h. die Erfahrung, dass laufend neue Konstellationen von Faktoren den Wandel im Fluss behalten. Sosnowska hat im Warschau der Wende die Überformung der sozialistischen Architektur miterlebt. In Arbeiten wie dieser beschäftigt sie sich mit obsolet gewordenen Gesten der Repräsentation, die sich im neuen Material einnisten und so wie Parasiten ganz offen oder im Verborgenen weiterexistieren.
Monika Sosnowska (*1972 Ryki, Polen) destabilisiert Räume durch ortsspezifische Einbauten. Ihre Modelle von eigenhändig deformierten, architektonischen Gebilden lässt sie grossformatig umsetzen. Oft arbeitet die Künstlerin in Polen ganz gezielt mit Handwerkern zusammen, die während des Sozialismus auf den Bau von vorfabrizierten Häusern spezialisiert waren. Monika Sosnowska lebt und arbeitet in Warschau.