Zwei Maschinen sind die Protagonisten von Rodney Grahams Filminstallation: eine aus den 1930er-Jahren stammende Schreibmaschine des deutschen Herstellers Rheinmetall sowie ein in den 1960er-Jahren in Italien fabrizierter Cinemeccanica-Projektor, Modell ‹Victoria 8›. Beide Apparaturen standen einst für technische Errungenschaft an sich, beide sind heute Zeugen einer alten, längst überholten Technik. Der riesige, ratternde 35mm-Projektor projiziert einen knapp 11-minütigen Film an die Wand. Wie ein Fetischobjekt tastet unser Blick die schwarze, glänzende Schreibmaschine ab: Die Rundungen des Gehäuses, die schwarzen Tastenkappen, die unbespielte Schreibwalze, der glänzende Bügel zur Papierführung – aus allen Blickwinkeln zeigt sich der mechanische Schreibautomat mit Close-ups und langen, statischen Einstellungen. Die elegante Erscheinung des noch unberührten Kommunikationsapparats, begleitet vom stetigen Rattern des Filmprojektors, transportiert das Versprechen eines schnellen und eloquenten Schreibflusses. Doch unvermittelt setzt Schneefall ein, bedeckt die makellose Oberfläche, verstopft die technische Apparatur und bringt damit alles Hoffen und Streben nach Fortschritt zum Erliegen. Steht die Mechanisierung des Schreibens für den Beginn der Moderne, so inszeniert die unbenutzte Maschine unter weissem Filmschnee (Mehl) gleichsam ihr Ende.
Graham hatte die perfekt erhaltene Schreibmaschine in einem Trödlerladen in Vancouver gefunden – unbenutzt, wie ihm schien, wie eine Zeitkapsel, die eine alte Erzählung birgt. In der Installation stehen sich das filmische Bild der Schreibmaschine und der reale Projektor in vergleichbarer Dimension gegenüber. Graham stellt den Projektor auf einen Sockel und setzt ihn damit nicht nur funktional, sondern auch skulptural in Szene, sodass die beiden Apparaturen scheinbar selbstverständlich ihren Dialog aufnehmen.
Rodney Graham (*1949 British Columbia, †2022 Vancouver, Kanada) untersuchte anhand ausgewählter Themen und Objekte die Komplexität der westlichen Kultur. Sein Schaffen zeichnet ein kluger, von Ironie durchdrungener Skeptizismus aus, mit dem Graham sich virtuos immer wieder kunsthistorischen oder institutionellen Kategorisierungen entzog. Seit den 1980er-Jahren erweiterte der Konzeptkünstler sein Werk um Fotografie, Malerei, Skulptur, Film, Video und Musik. Er selbst nahm dabei immer wieder unterschiedliche Rollen an.