In Deans Interpretation ist das Inferno kein siedend heisser Sündenpfuhl, sondern – analog zu Dantes eigener Beschreibung des Neunten Kreises – eine eisige Topografie, welche die Künstlerin als Negativ zeichnete. Eine zerfurchte, auf den Kopf gestellte Berglandschaft steht sinnbildlich für die Unterwelt: eine grosse, unwirtliche Gegend, in der kein Mensch überleben kann.Schwarz kragen vereiste Kuppen nach unten aus; Dean reflektiert ihr gewähltes Medium und zeichnet Hell- und Dunkelwerte in derselben Umkehrung wie das lichtempfindliche Negativ in der Fotografie. Die monumentale ‹Wandzeichnung› Inferno ist die längste Kreidezeichnungen, die Tacita Dean bisher realisierte. Sie wurde als Kulisse für den 1. Akt reproduziert.
Tacita Dean (*1965 Canterbury, Grossbritannien) arbeitet seit den frühen 1990er-Jahren mit vielen Medien, darunter analogem Film, aber auch Zeichnung, Grafik, Fotografie und Sound. Ihr gesamtes Werk ist von einer rastlosen Neugier geprägt und lädt dazu ein, den eigenen Sinn und die erzählerischen Potenziale ihres Mediums zu erkunden. Tacita Dean lebt und arbeitet in Berlin und Los Angeles.