Naumans erste Einzelausstellung in Europa fand bereits 1968 beim Düsseldorfer Galeristen Konrad Fischer statt. Sie markiert nicht nur den Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit, sondern – zusammen mit der Teilnahme des Künstlers an so wichtigen Ausstellungen wie der documenta 4 in Kassel (1968) oder «When Attitudes Become Form» in der Kunsthalle Bern (1969) – auch den Auftakt zu seiner frühen Rezeption in Europa.
Für die Ausstellung «Skulptur im 20. Jahrhundert», die 1980 im Wenkenpark in Riehen bei Basel stattfand, liess Nauman zwei Werke in Gusseisen ausführen, die auf Entwurfszeichnungen von 1977 basieren: Circle und Untitled (Three Crossroads in Circle Form). An der Folgeausstellung, die 1984 im Merian-Park Basel stattfand, beteiligte sich der Künstler mit einer Korridorinstallation. Zwischen 1986 und 1990 waren Bruce Nauman in Basel dann gleich drei Einzelausstellungen gewidmet: 1986 fand unter der Leitung von Dieter Koepplin im damaligen Museum für Gegenwartskunst des Kunstmuseums die erste und umfangreichste Retrospektive zu Naumans Zeichnungen statt. Begleitet von einem Werkverzeichnis der über 500 Zeichnungen wanderte sie an verschiedene Stationen in Europa und in die USA. Gleich im Anschluss eröffnete der damalige Direktor der Kunsthalle, Jean-Christophe Ammann, die Ausstellung «Bruce Nauman: Werke von 1965 bis 1986». Die Skulptur Square, Triangle, Circle (1984) in der Sammlung der Emanuel Hoffmann-Stiftung stammt als Ankauf aus dieser Ausstellung. Am Vorabend der Eröffnung war Nauman mit Good Boy Bad Boy (1985) auch an den legendären «Videowochen im Wenkenpark» vertreten. Deren Organisatoren filmten zudem ein Gespräch zwischen dem belgischen Kurator Chris Dercon und Bruce Nauman, das als Teil unseres Rahmenprogramms gezeigt wird. Das Museum für Gegenwartskunst Basel führte 1990 die Folge von Ausstellungen fort und präsentierte die jüngsten Skulpturen und Installationen des Künstlers; Shadow Puppets and Instructed Mime (1990) in der Sammlung wurde aus dieser Präsentation angekauft. Als Teil des Lörracher Skulpturenwegs wurde 1998 vor dem Burghof in Lörrach unweit von Basel eine Version des Truncated Pyramid Room eingeweiht. Die Entwurfszeichnung dazu befindet sich seit 1985 in der Sammlung des Kunstmuseums Basel.
Dass anlässlich der breit angelegten Retrospektive 2018 zwei Werke von Nauman im Kunstmuseum Basel zu sehen sind, ist Ausdruck des gemeinsamen, langjährigen Engagements der Emanuel Hoffmann-Stiftung und des Kunstmuseums für ein Werk, das über Jahrzehnte nichts an seiner emotionalen Intensität und grundlegenden Dringlichkeit eingebüsst hat. Kein anderer Künstler wurde von der Emanuel Hoffmann-Stiftung seit 1972 so kontinuierlich über mittlerweile drei Generationen hinweg gesammelt: Die ersten Werke gingen bereits unter der Stiftungsgründerin Maja Sacher-Stehlin in die Sammlung ein, Vera Oeri-Hoffmann setzte die Sammlungstätigkeit fort, und seitdem Maja Oeri als Stiftungsratspräsidentin amtet, zeichnet sich der wachsende Bestand an Werken von Nauman noch deutlicher als einer der Schwerpunkte der Sammlung ab. Die Retrospektive ist damit nicht nur Zeugnis eines ausserordentlichen Engagements und ein bewegendes Beispiel für eine heutzutage rar gewordene, enge Beziehung zwischen Künstler und Sammlerin, sondern auch ein Beleg für die früh einsetzende und ununterbrochene Auseinandersetzung mit dem direkten, aber auch anspruchsvollen Werk eines der bedeutendsten Künstlern der Gegenwart.